„Spätestens seit 9/11 wird weltweit eine erbitterte ‚Islamdebatte’ geführt. In den Medien tobt seither ein in seiner Rigorosität oft unerträglicher Schlagabtausch zwischen „IslamkritikerInnen“ und „IslamversteherInnen“. Auf beiden Seiten wird munter essentialisiert: Den einen gilt der Islam als per se friedliche Religion; der Islamismus wird als mehr oder minder randständige Abweichung vom wahren Geist der islamischen Religionslehre verharmlost. Reflexhaft wehren sie jede Religionskritik am Islam ab und verfangen sich in den Angeln des Kulturrelativismus oder des Orientalismus. Die anderen geißeln den Islam und den Koran als durchweg gewaltorientiert; er habe keine Aufklärung nach westlichem Vorbild durchlaufen und sei daher rückständig.
Unser Themenschwerpunkt soll nicht eruieren, was „der Islam“ wirklich ist oder welche Facetten er aufweist. Gegenstand ist vielmehr die Debatte über den Islam. Anders gesagt: Es geht um die kritische Analyse der Diskurse über den Islam – im Wissen, dass legitime Religions- und Ideologiekritik umschlagen kann in antimuslimisches Ressentiment.“