Für Präsident Erdogan dürfte es schwierig werden, seinen Anhängern zu erklären, warum Deniz Yücel freigelassen wurde. „Dem Ausland wird man sagen: Die Justiz ist unabhängig“, sagt der Politologe Ismail Küpeli. „Aber der türkischen Bevölkerung wird das als Erklärung kaum reichen.“
n-tv.de: Was glauben Sie, warum hat die türkische Regierung den „Welt“-Journalisten Deniz Yücel freigelassen?
Ismail Küpeli: Die Gründe sind eigentlich offensichtlich. Die Türkei ist auf gute Beziehungen zu Deutschland angewiesen. Nach wie vor ist Deutschland ein wichtiger Wirtschaftspartner für die Türkei. Dass die deutsch-türkischen Beziehungen sich verschlechtert haben, könnte zu einer Wirtschaftskrise in der Türkei führen, und das will die türkische Regierung aus nachvollziehbaren Gründen vermeiden. Man hat ja schon im türkisch-russischen Verhältnis gesehen, dass außenpolitische Konflikte innenpolitisch kostspielig sein können: Wenn Touristen ausbleiben, wenn Handelsbeziehungen sich verschlechtern, dann hat das Folgen für die türkische Wirtschaft. […]
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