Die Grauen Wölfe und ihr Umfeld bilden die zweitgrößte rechtsextreme Bewegung in Deutschland, warnt der Politologe Ismail Küpeli von der Uni Bochum. Warum der Staat dem Treiben fast tatenlos zusieht – und was helfen würde, um die Anziehungskraft in der türkeistämmigen Community zu verringern.
Herr Küpeli, in Deutschland leben etwa drei Millionen Menschen mit Wurzeln in der Türkei. Wie viele davon sind Anhänger:innen des türkischen Rechtsextremismus – also der Ülkücü-Bewegung der Grauen Wölfe?
Schätzungsweise ein Viertel der türkeistämmigen Bevölkerung in Deutschland sind für die extreme Rechte entweder offen oder stehen ihr nahe. Das ergibt sich aus dem Wählerpotential der extremen Rechten in der Türkei, das bei etwa 25 Prozent liegt, und die Verhältnisse hier sind ganz ähnlich wie dort. Das heißt nicht, dass die Anhänger alle aktiv sind, aber sie sind ansprechbar für die Ideologie. Insbesondere in Westdeutschland sind die Strukturen der Grauen Wölfe sehr stark, beispielsweise in Städten wie Stuttgart. Sie stützen sich auf die drei großen Moscheeverbände Türk Federasyon mit etwa 7.000 Mitgliedern, ATIB mit etwa 2.000 Mitgliedern und ATB mit 1.000 Mitgliedern. Darüber hinaus gibt es freie, zum Teil gewalttätige Szenen, die sich außerhalb der Moscheevereine organisieren. […]