Gedenken an das Dersim-Massaker: Ein weitgereister Stein

„Die Aufarbeitung ist etwas, was hier in Deutschland passieren muss, weil in der Türkei nicht damit zu rechnen ist“, sagt Ismail Küpeli. Der Wissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum ist damit beschäftigt, Videomaterial von Überlebenden des Massakers zu sichten und für ein wissenschaftlich zugängliches Online-Archiv aufzubereiten. Die Zeit­zeu­g*­in­nen schildern laut Küpeli brutale Erlebnisse: „Es geht um die Gewalt, um Massenerschießungen und um die Deportationen der Menschen in den Westen der Türkei.“

Die Aufnahmen gehen auf eine Initiative der Dersim-Gemeinden und des damaligen Bundestagsabgeordneten aus Duisburg, Hüseyin Kenan Aydın (Linke), zurück. Sie hatten es sich 2008 zur Aufgabe gemacht, die wenigen Überlebenden des Massakers ausfindig zu machen und ihre Erzählungen aufzunehmen, bevor es zu spät ist. Sie trafen die damals 70- bis 80-jährigen Frauen und Männer in der Türkei, aber viele von ihnen auch in Deutschland. Von den 400 teils mehrstündigen Interviews wählt das Team von der Ruhr-Uni nun 100 Gespräche aus und erstellt deutsche und türkische Transkriptionen – für dieses Oral-History-Projekt gab es im Sommer 2024 über die geschäftsführende Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) eine Förderung in Höhe von 580.000 Euro über zwei Jahre.

Gedenken an das Dersim-Massaker: Ein weitgereister Stein (taz, 4. Mai 2025)

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